Die psychische Seite des Rauchens und des „Rauch-Ritual”
Jede psychotherapeutische Begleitung beim Aufgeben des Rauchens beginnt meist damit, dass der Klient eine Liste erstellt und aufschreibt, in welchen Alltagssituationen bisher „eine Zigarette einfach dazu gehört”.
Anschließend arbeiten wir gemeinsam diese Liste ab und klären, was den jeweiligen Alltagssituationen voraus ging. Gab es dort z.B. einen Ärger? Oder konnte eine Situation nicht zur Zufriedenheit geklärt werden? Gab es eine besondere Form von Stress? War die Freizeit mal wieder zu kurz gekommen? Mussten „um des lieben Frieden willen” mal wieder faule Kompromisse geschlossen werden?
Heraus finden, welche Motivation das Rauchen fördert
Aus all diese Klärungen wird die Haupt-Antriebskraft sichtbar, die Motivation, durch die das Rauchen aufrecht erhalten wird, im Sinne einer scheinbaren Lösung für einen Konflikt oder eine soziale Situation, die nicht zufrieden stellend gelöst werden kann. Das Rauchen ist dann eine Ersatzhandlung und soll Trost geben angesichst der gerade mal wieder erlebten Frustration. Das Rauchen täuscht als Scheinlösung darüber hinweg, dass keine echte Lösung erreicht werden konnte und man sich daher eigentlich hilflos fühlt.
Auch weitere Motivationen, die das Rauchen aufrecht erhalten, müssen abgeprüft werden. So hilft es, sich zu erinnern, wann und warum man eigentlich mit dem Rauchen begonnen hat. Welcher Vorteil sollte damit erreicht werden?
neue Fähigkeiten in sozialer und emotionaler Kompetenz entwickeln
Im nächsten Schritt der Therapie wird geklärt, welche Fähigkeiten man entwickeln muss, um die Scheinlösung „Rauchen” durch konstruktive tragfähige Lösungen zu ersetzen. Hier geht es meist um die Nach-Entwicklung von sozialen und emotionalen Fähigkeiten und Kompetenzen und der Befreiung von anderen störenden, meist automatisch und unterbewusst ablaufenden Verhaltens- und Denkweisen, die meist auf einer wenig objektiven Einschätzung und Bewertung der Realität beruhen.
Gerade in diesem Schritt gewinnen meine Klienten Erkenntnisse und Fähigkeiten, die mit der eigentlichen Raucher-Entwöhnung nur sehr indirekt zu tun haben. Aber der Gewinn an Lebensqualität, an Freiräumen, mit sozial bisher herausfordernden Situationen unbeschwert und frei umgehen zu können, statt wie automatisch immer das gleiche Programm abzufahren (zu dem dann auch das Rauchen gehört), davon sind meine Klienten dann selbst überrascht und begeistert!