Ein neurobiologischer Mutmacher
von Gerald Hüther
Taschenbuch, gebunden: 192 Seiten; Verlag: Fischer Taschenbuch; Auflage: 1 (21. Februar 2013);
ISBN-13: 978-3596188505; 9,99 EUR
Dieses war das dritte Buch, das ich von Gerald Hüther gelesen habe. Mich hat nicht nur der flotte, zuweilen humorvolle Schreibstil erfreut, sondern vor Allem die Stimmigkeit der Aussagen in diesem Buch.
Ich habe das große Glück, mich an meine eigene Kindheit und Jugend sehr gut erinnern zu können, auch was meine Gefühle damals betrifft. Und deshalb kann ich meine Erlebnisse mit den Aussagen von Gerald Hüther in diesem Buch vergleichen. Ich spüre eine hohe Übereinstimmung mit meinen damaligen Erlebnissen und Erfahrungen! Diese Vergleiche mache ich bei jedem psychologischen oder therapeutischen Buch und empfehle grundsätzlich hier nur Bücher, bei denen ich diese Stimmigkeit und Richtigkeit spüre.
Wollen Sie sich die Frage beantworten: „Wieso bin ich so geworden, wie ich heute bin?” — Dann ist dieses Buch meiner Ansicht nach ein MUSS!
Und wenn Sie als Psychotherapeut oder psychologischer Berater tätig sind, wird dieses Buch Ihre Fachkompetenz, Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten andere hilfreich zu begleiten, erheblich erweitern!
Das, was Gerald Hüther in seinem Buch »Jedes Kind ist hochbegabt« in Bezug auf Kinder und Jugendliche darlegt, das gilt nicht nur für Kinder sondern für alle Menschen jeden Alters! Und dieses Buch sehe ich sozusagen als Fortsetzung:
Gerald Hüther zeigt uns, dass wir dann am gesündesten, am leistungsfähigsten und erfüllt leben, wenn wir Lust erfahren bei unserem Tun!
Lust ist der Schlüssel und nicht das pietistische Prinzip „Ora et labora” / „Bete und arbeite!”
Zum Beispiel lernen wir dann am meisten, wenn man nicht unter Druck gesetzt und angetrieben wird, sondern wenn man uns die Zeit lässt, die Welt lustvoll und in unserem eigenen Tempo und unseren eigenen Bedürfnissen gemäß zu erschließen. So erfahren wir uns als selbstwirksam und freuen uns darüber, uns die Dinge selbst erschließen und Schwierigkeiten aus eigener Kraft und aus eigener Creativität heraus meistern zu können. Die pure Lust an lustvollem Handeln setzt die größten Kräfte frei und führt automatisch zu effizientem Arbeiten und zu einem erfüllten Leben!
Unsere Arbeitswelt, die Welt der Wirtschaft, der Finanzen, der Politik, unsere gesamte sogenannte Kultur ist geradezu durchseucht mit einem vernunftbetonten, nutzen- und effizienz-orientiertem Leben, in dem Leistung und Arbeit die höchsten Güter darstellen — und das mit geradezu fanatisch-religiös anmutender Heftigkeit. Gefühle, Bedürfnisse, Wertschätzung geraten dabei unter die Räder.
Und wenn wir so leben, finden wir auch unsere Kommunikation, unser Miteinander reduziert auf die Sachebene: wertschätzende und gefühlvolle Kommunikation findet kaum noch statt, denn mittlerweile haben wir sie über mehrere Generationen hinweg nicht mehr lernen können! (siehe dazu auch meine Angebote: »Training Emotionale Kompetenz und Partnerschaft« und »Mit Achtsamkeit leichter durchs Leben«)
Dieses Buch kann außerdem sehr hilfreich sein, wenn Sie sich die Frage beantworten wollen, was vielleicht im Verlauf Ihres Lebens schief gelaufen ist und was Sie an einer freien, selbstbestimmten und lustvollen Lebensgestaltung hindert. Es kann dazu beitragen, dass Sie ungünstige Prägungen und Verhaltensmuster entdecken, die Ihr Leben beeinträchtigen. Das Buch ersetzt aber keinesfalls eine therapeutische Begleitung, wenn Sie Schwierigkeiten aufarbeiten wollen.
Ferner möchte ich allen Psychotherapeuten, Heilpraktikern für Psychotherapie und psychologischen Beratern empfehlen, dieses Buch als Ergänzung oder Korrektur zu dem bisher in „Entwicklungspsychologie” Gelernten zu lesen und in der Therapie / Beratung zu berücksichtigen.
Wie in allen seinen Büchern überzeugt Herr Gerald Hüther auch in diesem mit seiner Fähigkeit, enorm komplexe wissenschaftlichen Sachverhalte in einer Weise darzustellen und sie so zu „übersetzen“, dass sie auch von „neurobiologischen Laien“ verstanden werden. Und das, ohne die Komplexität der im Gehirn ablaufenden Prozesse dabei in einer Weise zu vereinfachen, die zu missverständlichen Vereinfachungen führt oder den ohnehin noch immer weit verbreiteten biologistischen und mechanistischen Vorstellungen Vorschub leistet.
Die wichtigsten Erfahrungen, die Menschen machen, und die in ihrem Gehirn in Form komplexer Vernetzungsstrukturen im Gehirn verankert werden, sind soziale Erfahrungen. Deshalb ist er zugleich davon überzeugt, dass die praktische Umsetzung dieser Erkenntnisse nur in einem dafür günstigen sozialen Umfeld gelingen kann. Seine Arbeit enthält daher auch gesellschaftskritische Betrachtungen. Gerald Hüther zeigt, dass das menschliche Gehirn ein durch soziale Beziehungserfahrungen strukturiertes Gebilde ist. Dieser Ansatz macht das Engagement verständlich, mit dem sich Gerald Hüther um die Verbesserung von sozialen Beziehungen und die Schaffung einer Beziehungskultur bemüht, die es Menschen ermöglicht, die in ihnen bzw. in ihrem Gehirn angelegten Potenziale auch wirklich zu entfalten.
Aus dem Rückseitentext des Buchs:
Begeisterung ist Dünger fürs Gehirn. Doch immer mehr erscheint uns als Individuen wie als Gesellschaft die Begeisterung abhanden zu kommen, weil sie in unserer Kultur gar nicht gefragt ist. Kein Wunder, dass „BurnOut”, Depressionen udn Demenz die Krankheiten unserer zeit sind, dass wir uns vor Krisen nicht retten können.
Der bekannte Gehirnforscher, Pädagoge und Autor Gerald Hüther plädiert für ein radikales Umdenken: Er fordert den Wechsel von einer Gesellschaft der Ressourcennutzung zu einer Gesellschaft der Potentialentfaltung, mit mehr Raum und Zeit für das Wesentliche. In seiner großartigen, ganz konkreten Darstellung zeigt er aus neurobiologischer Sicht, wie es uns gelingen kann, zu dem zu werden, was wir sein können.
Eine Leserin schreibt über das Buch:
Ich bin eine „alte Lehrerin” und nun eine späte Großmutter. So interessiere ich mich für alle neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet Neurobiologie. Und besonders die Bücher von Gerald Hüther finde ich atemberaubend. Hoffentlich lesen auch alle Kindergärtnerinnen und vor allem Lehrerinnen die Bücher. Hätte ich doch in meiner aktiven Zeit mehr von diesen neuen Erkenntnissen lesen können!