Beispiele und zugehörige Therapie
phobische Angst
Ein Klient hatte einen Beinahe-Unfall mit seinem Fahrzeug. Seitdem hat er große Angst, wieder Auto zu fahren. Ständig ist er ängstlich besorgt, dass etwas passieren könnte, dass seine evtl. mitfahrende Familie durch seine möglichen Fahr-Fehler zu Schaden kommen könnten und er sich dies niemals verzeihen könnte. Er beginnt, in einer Fahrschule Nachschulungsstunden, obwohl der Fahrlehrer ihm bald bestätigt, dass er einwandfrei fährt. Mittlerweile schreckt er aus dem Schlaf, weil er träumt, er hätte durch einen Unfall seine Familie geschädigt. Schließlich vermeidet er das Autofahren immer mehr. Wenn er doch fahren muss, steigt er schwitzend ins Auto und ist bei Fahrtende völlig erschöpft und durchgeschwitzt.
In nur sechs Therapiestunden konnte die zerstörerische Eigendynamik durchbrochen und eine realistische Haltung wieder gewonnen werden. Hierzu setzte ich Methoden aus der Traumatherapie ein (EMDR), die auch in der körperorientierten Psychotherapie Anwendung finden. Nebenbei fanden wir heraus, dass der Klient sehr streng erzogen wurde. Er durfte keine Fehler machen und die schlimmsten Fehler seien die, durch die andere zu Schaden kommen. Beim Spielen hatte er einen Spielkameraden versehentlich schwer verletzt.
soziale Phobie
Eine Klientin traute sich kaum noch, zu Partys oder anderen Veranstaltungen zu gehen oder Einladungen ihrer Freund/innen zu folgen. Sie hatte Angst, unpassende Bemerkungen zu machen oder sonst auffällig zu werden und dann plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer zu stehen. Schon immer fühlte sie sich äußerst unwohl, wenn andere ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten.
In der Therapie fanden wir gemeinsam heraus, dass die Klientin in ihrer KIndheit von ihrer Mutter ständig dazu angehalten wurde, sich selbst hinsichtlich des Erscheinungsbild kritisch zubetrachten. Aus Sicht der Klienten nahm sie diese ständigen Äußerungen der Mutter als indirekte Botschaft wahr, dass mit ihrer körperlichen Form etwas nicht in Ordnung sei und das dies der Grund sei, warum sie von ihren Eltern nicht so liebevoll behandelt wurde und weniger Zuwendung erhielt, als ihr zwei Jhare älterer Bruder.
Die Klientin übernahm allmählich die krtische Sicht ihrer Mutter und ging auch im Erwachsenealter mit sich selbst so negativ um, wie es die Mutter getan hatte. Da sie sich wegen des entstandenen Glaubenssatz, an ihrem Aussehen stimme irgend etwas nicht, in der Schule sehr schüchtern und unauffällig verhielt, wurde sie schnell ein Opfer von Mobbing. Dies verstärkte ihre negativen Glaubenssätze.
Allmählich glaubte sie mit großer Sicherheit, dass andere Menschen schlecht von ihr denken und dazu neigen würden, über sie zu lachen und sich über sie lustig zu machen. So wurden auch ihre Schamgefühle, unter denen sie wegen des Verhaltens der Mutter schon als Kind gelitten hatte, im Erwachsenenalter zusätzlich verstärkt.
Ein gewaltiger Therapiefortschritt entstand, als die Klientin erkennen konnte, dass ihre Eltern sie abgelehnt hatten, weil sie ein Mädchen war aber ein Junge sehr gewünscht war. So entstand von kleinauf ein massiver innerer Konflikt, eine Spaltung in der Klientin. Im weiteren Therapieverlauf lernte die Klientin, sich selbst ein tiefes Mitgefühl zu entwickeln und ihren Schmerz, ihre Schamgefühle und ihre Ängste anzuerkennen. Dabei konnte sich sich zunehmend so annehmen, wie sie nun mal war und aussah – als durchaus attraktive junge Frau.
In der Folge nahm sie mutig viele Gelegenheiten wahr, sich der Begegnung mit anderen Menschen zu stellen und in Beziehung zu treten. Jedes dieser Erfolgs-Erlebnisse leistete einen Beitrag dazu, dass die alten Erfahrungen, die ihr Gehirn im impliziten Gedächtnis gespeichert hatte, überschrieben wurden. So gelang sie zu einer nachhaltigen, realistischen Selbstwahrnehmung, zu Selbstsicherheit, Zuversicht in die eigenen Kräfte und in eine gelingende Zukunft.
Angst
Eine Klientin klagte über einen ständigen angstvollen Zustand voll innerer Unruhe und Spannungen. Diese würden inzwischen auch zu Konzentrationsstörungen und Fehlern an ihrer Arbeitsstelle führen. Nachdem auch Schlafstörungen immer heftiger wurden, kam sie zu mir in die Therapie. Es zeigte sich, dass die Probleme begonnen hatten, nachdem in der Firma das bisherige kleine Büro mit drei Arbeitsplätzen in ein Großraumbüro mit zehn Plätzen umgestaltet worden war.
Zunehmend fühlte sich die Klientin unsicher, von den Kollegen bei der Arbeit beobachtet und glaubte, dass sie sich nun keine Fehler mehr erlauben könne. Schon wenn sie daran denke, ins Büro zu müssen, würde ihr schlecht und es käme öfters zu Durchfällen. Diese Probleme hätten sich derart ausgebreitet, dass sie mittlerweile fast nie mehr beschwerdefrei sei und eine ständige Angst und Anspannung ihr Leben beherrsche.
In der Therapie entdeckte die Klientin, dass sowohl ihr Vater, als auch später ein Lehrer (beide sehr streng), die Angewohnheit hatten, sich bei den Schularbeiten hinter sie zu stellen und sie – wie sie annahm – beim „Fehlermachen” beobachteten. Ihr Vater hatte damals seine kleine Firma aus einfachsten Verhältnissen mühsam aufgebaut. da durfte keine Fehlentscheidung getroffen werden und nichts schief gehen! Immer wenn die Klientin als Kind eine Entscheidung treffen wollte (z.B. betr. einer Geldausgabe) fragte er streng: „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?!” und sähte damit erhebliche Zweifel, Angst und Unsicherheit. Dieses Muster (ein Schema) wurde durch die Umgestaltung des Büros in der Klientin aktiviert und führte dann zu den Gefühlen erheblicher Zweifel, Angst und Unsicherheit.
Panik
Eine Klientin litt seit zwei Jahren an wiederkehrenden überwältigenden Gefühlen von Todesangst und Panik. Das erste Mal erlebte sie derartiges, als sie ihren geliebten Bruder, der überraschend einen Herzinfarkt erlitten hatte, auf der Intensivstation besucht habe. In ängstlich gespannter Nervosität hatte sie stundenlang warten müssen, bis sie zu ihm durfte. Ihr Bruder lag völlig leblos und bleich auf dem Bett. Da bekam sie schreckliche Angst und hatte das Gefühl gehabt, gleich ohnmächtig zu werden. Sie verließ fluchtartig das Zimmer. Seither hatte sie diese Gefühle bei jedem Kontakt mit der Familie des Bruders. Dann erlebte sie diese Zustände zusätzlich auch in Arztpraxen und Krankenhäusern, später auch in der Stadt, in Kaufhäusern und an Plätzen mit vielen Menschen. Aktuell konnte sie nicht mehr mit ihrer Tochter alleine zum Arzt und kaum noch alleine einkaufen gehen, weil sie befürchtete, hilflos zusammen zu brechen.
In der Therapie erarbeiteten wir zunächst, dass der Auslöser nicht in der Tatsache des nun wirklich lebensbedrohenden Herzinfakt des Bruders liegt, sondern in den unbewusst von der Klientin vorgenommen (unrealistischen) Bewertungen und Bedeutungen dieser Situation. Aufgrund dieser Fehl-Einschätzungen steigerte sich bisher die Klientin in angstvolle Befürchtungen hinein. Diese Befürchtungen führten zu den entsprechenden Körperreaktionen (Stresshormone, Botenstoffe), sodass sich die körperliche Selbstwahrnehmung der Klientin schlagartig änderte. Dies wiederum steigerte ihre Ängste. Ein verhängnisvoller, sich aufschaukelnder Kreislauf entstand.
In der körperorientierten Psychotherapie lernte die Klientin, ihre schlagartig aufkommenden Gefühle so zu regulieren, dass sie nicht übermächtig werden, aber ohne sie zu unterdrücken. Im weiteren Therapieverlauf erkannte die Klientin, dass ihre Mutter dazu neigte, bei jedem unerwarteten Fehlschlag oder größeren Missgeschick auf geradezu theatralische Weise so zu reagieren, als stünde nun eine existenziell bedrohliche Katastrophe bevor. Dann kam sofort der Vater herbei, um sie zu beruhigen und zu trösten. Die Klientin hatte als Kind am Vorbild der Mutter gelernt (=für angstvolle katastrophierende Darstellungen erhält man Zuwendung) und sie hatte dieses Verhalten übernommen, als sie sich hilflos empfand beim Anblick ihres Bruders in der Intensivstation. Da wollte sie unbewusst durch ihre Reaktion sich Hilfe und Beistand sowie Trost und Zuwendung holen.