Über Depression wird häufig in den Medien geschrieben, aber nicht immer sind die Informationen dort wirklich hilfreich. In unserer absurd leistungsbetonten Gesellschaft wird Depression oft als Zeichen von Schwäche und Krankheit gesehen und wen sie trifft, der sei eben nicht genug belastbar. Stimmt das wirklich?
Angst vor Verlust des Arbeitsplatz, dem Verlust der materiellen Lebensgrundlage und der sozialen Ausgrenzung heizen die Depression zusätzlich an. Perfektionismus fördert ebenfalls oft eine depressive Entwicklung. Therapie ist dringend erforderlich, damit keine Verschlimmerung und Chronifizierung eintritt!
Bitte klicken Sie auf die Überschriften, um den zugehörigen Textabschnitt zu lesen!
„Aufmunternde” wohlmeinende Sprüche sind schädlich!
Im Gegensatz zu BurnOut, das in unserer Gesellschaft eher ein „anerkanntes und geachtetes Leiden“ darstellt (es passt halt zum Leistungsprinzip), werden leider immer noch Menschen mit einer Depression als „zu schwach“ oder „zu sensibel“ angesehen. Häufig kommen dann auch wohlgemeinte Ratschläge, man solle sich doch mal einen Ruck geben oder man solle sich eben mehr zusammen reißen, dann würde das schon wieder. Oder man redet sich sogar selbst ein, dass dies nur ein bedrückender Zeitabschnitt sei, der bald von selbst wieder vorüber gehe. Da müsse man halt durch.
Genau mit diesen Sprüchen treibt man sich selbst oder treiben wohlmeinende Freunde den von Depression Betroffenen immer tiefer in die depressive Entwicklung hinein.
Gefährlich: Betroffene verharmlosen oft ihre depressive Stimmung
Sogar von Depression Betroffene reden selbst zuweilen davon, dass sie ja eigentlich gar nicht wirklich „krank“ seien und ja auch gar nicht richtig beschreiben könnten, was ihnen eigentlich fehle. — Ich kenne diesen Effekt aus eigener leidvoller Erfahrung:
Nachdem ich damals in schwerer Depression über ein Jahr lang auf den Therapieplatz hatte warten müssen, fuhr ich zu einer Psychosomatischen Klinik. Und je mehr sich der Zug der Klinik näherte, desto mehr empfand ich meine Situation als gar nicht sooo schlimm und ich dachte, dass andere den Therapieplatz wohl viel nötiger hätten als ich. Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, mit dem nächsten Zug zurück zu fahren! Kurzum, ich war derart stark in depressiv verzerrten Wahrnehmungswelten verloren, dass ich mir nicht mal mehr das eigene Leid zugestehen wollte!
Für von Depression Betroffene ist es also ein ganz wichtiger erster Schritt, sich selbst sein Leid anzuerkennen und zuzugestehen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich zu schonen und fürsorglicher, liebevoller mit sich selbst umzugehen. Und genau das kann der in Depression gefangene Mensch leider nicht, weil ihn seine negativen Gedanken daran hindern. Viele würden z.B. sagen, dass sie es nicht verdient hätten, dass sie liebevolle oder fürsorgliche Zuwendung erhalten. Statt dessen hassen sie sich eher selbst für all ihre vermeintlichen Fehler, Unzulänglichkeiten und Schuld. Deshalb ist es erforderlich, schnellstmöglich eine fachkundige Begleitung zu suchen, um möglichst rasch aus der Depression heraus zu finden.
Was ist eigentlich eine Depression?
Abgrenzung zum BurnOut: Der Übergang vom BurnOut zur Depression verläuft schleichend. Typisch für die Depression ist das Gefühl der inneren Leere, des Gefühls der Gefühllosigkeit, meist zusammen mit negativen, verallgemeinernden und katastrophierenden Gedanken wie z.B.: Es ist alles aussichtslos. Mit mir geht es nie mehr aufwärts. Keiner liebt mich wirklich. Nichts hat mehr einen Sinn. Immer bin ich der Dumme. usw. Diese Gedanken sind Zeichen für eine verzerrte Wahrnehmung der Realität.
Weil sich diese zerstörerischen Gedanken ständig wiederholen, programmiert man sich sozusagen selbst in den völligen Ruin!
Überforderung: Meist entsteht sie aus einem Zustand großer und andauernder Belastung. So kann eine herausfordernde Lebenssituation, ein Schicksalsschlag, Verluste (des Arbeitsplatz, der Gesundheit, Tod eines nahestehenden Menschen usw), Lebensabschnittgrenzen wie z.B. Beginn der Rente, dazu führen, dass der Mensch mit der Situation nicht mehr angemessen und konstruktiv umgehen kann. – Aber auch vom BurnOut aus führt der Weg oft direkt in die Depression.
Die Überforderung kann auch darin bestehen, dass jemand als Erwachsener ungünstigen Prägungen aus der Kindheit oder Jugend folgt, die in die Überlastung antreiben. Typisch sind dann Sätze wie: Wer nichts leistet, soll auch nicht essen. oder das Prinzip: Ich muss perfekt leistungsfähig sein, um anerkannt und geliebt zu werden.
Selbstbestrafung: Ein weiterer Weg in die Depression ist die Selbstvernachlässigung und Selbstbestrafung, bei der man sich selbst nichts oder zu wenig gönnt. Hier wirken meist Prägungen aus der Kindheit und Jugendzeit, mit zerstörerischen Botschaften wie: „das hab ich nicht verdient” oder „das steht mir nicht zu” – …hier aber mit dem Hinterggrund, dass man fest davon überzeugt ist, unzureichende Leistungen zu erbringen oder an etwas Unverzeihlichem Schuld zu sein oder „ein schlechter Mensch” zu sein. Dem kann aber auch die Strategie zu Grunde liegen, dass man glaubt, die vermeintliche Schwäche oder Schuld durch überragende Leistungen ausgleichen zuz müssen, um so wieder zu einem vollwertigen Menschen werden zu können.
Es gibt noch viele weitere solcher schädigenden Prägungen und Strategien, die allesamt eine depressive Entwicklung fördern können. Aus Platzgründen lasse ich es bei diesen Beispielen, denn es geht mir darum, das Prinzip zu veranschaulichen.
Depression ist ein Alarmsignal und hat Selbstschutz-Funktion
Aus diesen Erklärungen ergibt sich, dass die Depression eigentlich eher ein Symptom völliger Überlastung und Erschöpfung ist und weniger eine eigenständige „Erkrankung“. Denn die eigentliche Ursache, warum ein Mensch mit einer Herausforderung des Lebens nicht angemessen umgehen kann und in Überforderung gerät oder die Ursache, warum ein Mensch über sich denkt, dass er zu wenig leistet und es daher verdient habe, dass es ihm schlecht geht, die muss bearbeitet werden! – Dies ist allerdings erst möglich, nachdem die depressive Symptomatik durch Therapie genügend stark verringert worden ist.
Eine Depression kann man sogar als unbewusste „Bewältigungsstrategie“ sehen, mit der sich der Betroffene, ohne dass es ihm bewusst ist, vor noch weiter gehender Überlastung und Überforderung schützt. Darauf deuten auch viele Begleiterscheinungen eine Depression hin:
Antriebsverlust, Konzentrationsprobleme, das Denken ist verlangsamt oder sogar gestört, das Erinnerungsvermögen ist geschwächt sodass nur wenig Neues aufgenommen und verarbeitet werden kann. Dies und Vieles mehr verhindert, dass der Betroffene diese Überlastung weiter fortsetzen kann. Diese Symptome ähneln denen, die bei BurnOut ebenfalls auftreten können.
Der Körper schaltet aufgrund des Dauerstress (Stress = Gefahr!) in einen das Überleben sichernden „Schutzbetrieb” um, der genetisch verankert ist: Flucht, Kampf oder Erstarrung sind die in jedem Menschen evolutionär vorprogrammierten Möglichkeiten. Und damit der Mensch in solch einer Gefahrensituation schnellstens reagieren kann, sorgen Botenstoffe dafür, dass das Denken verringert wird (Denken ist zu langsam und würde schnelle, überlebenswichtige Reaktionen verzögern) und zugleich eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit bereit gestellt wird für die anstehende Reaktion, sich aus der „Gefahr” zu begeben.
Der hoch-wirksame Stress-Hormon-Cocktail überflutet den Körper. Aber in der heutigen Lebensweise kann der Betroffene nicht „flüchten” oder „kämpfen”. Ihm bleibt nur die Erstarrung und zugleich wird die hohe bereit gestellte körperliche Leistungsfähigkeit nicht abgerufen. Die nun ständig wirksamen Stresshormone werden nicht abgebaut und bringen zusätzliche Probleme, wie z.B. Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, sexuelles Desinteresse und Vieles mehr.
Die Abwärtsspirale der Depression
Leider geht der vorbeschriebene „Selbstschutz“ durch Ausfallerscheinungen nicht so weit, dass der Betroffene zur Ruhe kommt und sich erholen kann. Denn der Betroffene beginnt, negativ über sich selbst zu denken, sobald er bei sich selbst die abnehmende Belastungsfähigkeit und den Rückgang von Leistungsfähigkeit bemerkt. Die rigiden Ansprüche der kapitalistischen Leistungsgesellschaft verschärfen diese Denkweise.
Das negative und destruktive Denken richtet sich dann immer mehr auf die Umgebung des Betroffenen und umfasst allmählich alle Lebensbereiche. Oft ist zu beobachten, dass die Betroffenen im Fernsehen oder Internet alle negativen Berichte geradezu aufsaugen. Das Motiv ist meist, sich selbst zu bestätigen, dass man nicht selbst allein „mangelhaft“ und „problematisch“ ist, sondern die ganze Welt sei ja so! Damit wird das eigene Leid relativiert und zeitweilig scheinbar vermindert. Tatsächlich verstärkt sich die negative Gedankenwelt des Depressiven durch den Konsum solcher Berichterstattungen und die Depression wird angeheizt, weil damit zugleich alle positiven Aspekte des Lebens noch weniger wahrgenommen und somit ausgeblendet werden.
Die vorbeschriebenen Effekte der Depression haben die Tendenz, sich immer mehr selbst zu verstärken und es entwickelt sich eine immer schneller drehende Abwärtsspirale: Durch die negative Sicht auf sich selbst und seine Umgebung erwartet der depressiv gestimmte Mensch, dass ihm auch künftig nur Negatives geschieht. Und weil er mit dieser Sichtweise alles Positive ausblendet und nicht wahrnimmt, glaubt er, dass die Realität (wie er sie wahrnimmt) Recht gibt. Zudem entsteht so der Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung.
Natürlich zerstört der depressiv handelnde Mensch auch seine Sozialkontakte. Kaum jemand hält diese Negativität und das Zerstörerische aus. Und wenn der in depressivem Denken Gefangene erlebt, wie andere sich von ihm zurück ziehen, zieht er sogar noch die Bestätigung daraus, er hätte es ja gleich gewusst, dass ihn niemand versteht und ihn niemand mag.
Das Ende dieser zerstörerischen Entwicklung ist erreicht, wenn der Betroffene die Agressionen nicht mehr gegen andere, sondern gegen sich selbst richtet. Zugleich befindet er sich dann meist in einem Zustand der gefühlten Gefühllosigkeit. Nicht einmal Mitgefühl mit sich selbst ist vorhanden. In dieser Situation besteht meist Suizid-Gefahr und der Betroffene muss vor sich selbst geschützt werden.
Erhält er auch in diesem Zustand keinen schnellen Zugang zu Psychotherapie, sondern nur hochdosierte Psychopharmaka, besteht die Gefahr, dass sich die Situation immer stärker verfestigt. Therapie ist dann nur noch stationär möglich.
Die Angehörigen und Partner leiden mit
Ähnlich wie bei Alkoholabhängigen entsteht auch im Umfeld des depressiv gestimmten Menschen allmählich eine Co-Abhängigkeit. Denn alle, die emotional enger mit dem Betroffenen verbunden sind, möchten ihm gerne helfen oder beistehen, fühlen sich aber schnell damit völlig überfordert. Macht jemand den depressiv verstimmten Menschen auf ein positives Geschehen aufmerksam, so wird dieser darauf mit „ja aber…“ antworten und das positive entwerten oder vernichten.
Das ist extrem belastend und entmutigend für die „Helfer“ und führt zu deren Frustration und Resignation. Und genau an dem Punkt hat dann der Depressive „gewonnen“ weil er nun z.B. sagen kann: „Siehst du, ich wusste ja, dass auch du mir nicht helfen kannst / dass du mich jetzt auch im Stich lässt usw.”
Angehörige und Partner tun gut daran, eine gesunde Distanz einzuhalten und keinesfalls die Äußerungen eines depressiv verstimmten Menschen persönlich nehmen oder als boshaft werten. Der Betroffene sitzt in einem Gefängnis des Denkens und Fühlens, in dem kaum etwas Positives möglich erscheint. Und das ist für einen Außenstehenden kaum zu verstehen und kaum zu ertragen.
Ich empfehle daher, dass die ersten Therapiegespräche mit einem evtl. vorhandenen Partner stattfinden und bei Bedarf auch der Partner allein einige Therapietermine nutzt.
Wie behandelt man Depression?
Grundsätzlich muss – wie bei allen psychischen Schwierigkeiten – durch eine medizinische / ärztliche Untersuchung geprüft werden, ob körperliche Ursachen vorhanden sind wie z.B. Schilddrüsenfunktion oder auch die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm. Würden diese Untersuchung ausgelassen, könnten körperliche / organische Probleme während der Psychotherapie unbehandelt bleiben und zu Schäden führen.
Von medikamentösen „Behandlungsversuchen“ z.B. mit Antidepressiva rate ich dringend ab. Die neueste Cochrane-Studie bestätigt deren Wirkungslosigkeit, wohl aber deren schädigende Nebenwirkungen. Die durch Antidepressiva oft verursachte gedämpfte Wahrnehmung von Emotionen erschwert zudem unnötig eine Psychotherapie.
Depression ist grundsätzlich gut therapierbar und je früher ein Betroffener sich in Therapie begibt, desto schneller kann er die depressive Problematik los werden. Außerdem braucht auch der Körper Zeit für Erholung, in der sich dann auch die Stresshormone abbauen. Je länger eine depressive Stimmung anhält und je stärker sie ist, desto intensiver wird das depressive Denken „erlernt” (Software) und desto stärker verfestigt es sich auch durch dazu passende neuronale Strukturen (Hardware). Die „Hardware” lässt sich viel langsamer zurück bilden, als die Software. (siehe hierzu auch mein Artikel über Chronifizierung) Um so wichtiger ist es, die Ursachen für die depressive Problematik zu finden und zu beheben!
Zunächst wird also in der Therapie nur die depressive Symptomatik verringert, damit eine Stabilisierung des emotionalen und körperlichen Zustand erreicht wird.. Damit ist aber nicht zugleich die tatsächliche Ursache behoben! Und wer die Ursache nicht ausgräbt und behebt, bei dem wird die Depression mit guter Wahrscheinlichkeit bald wieder auftreten!
Mit meinen ursächlichen und integrativen Therapie-Angeboten finden wir auf besonders effiziente Weise die Ursachen, die in die Depression geführt haben. Auch hier entdecken wir sehr oft lebensgeschichtliche Ursachen, die auch in der KIndheit liegen können.
Das könnte Ihr nächster Schritt sein:
Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch mit mir in meiner Praxis: Tel.: 06207 – 8200 118 — Falls Sie den Anrufbeantworter erwischen, bitte ich Sie, eine Nachricht mit Ihrer Rufnummer zurück zu lassen und einen Terminwunsch anzugeben, wann ich Sie am besten telefonisch erreichen kann. Ich rufe schnellstmöglich zurück!