Ein (psychisches) Trauma kann durch einen Unfall, eine (Natur-) Katastrophe oder durch Gewalt durch andere Menschen entstehen. Das Wort Missbrauch (eines Menschen) hasse ich, weil es von der Wortbedeutung her falsch ist und den Eindruck erweckt, als gebe es auch einen Gebrauch (eines Menschen). Diese Verfälschung ist gefährlich, weil tatsächlich immer Gewalt ausgeübt wird und keinesfalls ein „Missbrauch”! Gebrauch oder Missbrauch ist nur bei Gegenständen / Materie möglich. – Gewalt kann psychisch, körperlich oder sexuell betont sein und kann ein Trauma bewirken.
In diesem Beitrag gehe ich auf psychische Traumatisierungen durch Unfälle oder Naturkatastrophen usw. nicht ein, sondern betrachte nur Traumatisierung durch die Gewaltanwendung durch andere Menschen.
Ich schreibe diesen Beitrag auf der Grundlage eigener Erfahrungen von psychischer und körperlicher Gewalt im Kindes- und Jugendlichenalter und auf Grundlage meines erworbenen therapeutischen Fachwissens.
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{slider Was ist ein Trauma bzw. eine Traumatisierung?|closed}
Wie weiter unten erklärt, gibt es drei verschiedene Arten von Trauma! Ein Trauma ist ein massiv verletzendes Erlebnis, das derart bedrohlich empfunden wird, dass die entstehenden Gefühle und Sinneswahrnehmungen nicht mehr verarbeitet werden können, die Selbstregulation des Betroffenen versagt und eine totale Hilflosigkeit erlitten wird. Es entstehen einige Zeit nach dem Erlebnis sogenannte Traumafolge-Störungen. Bleiben die Folge-Erscheinungen als erlebtes Leid und Auffälligkeiten im Denken, Fühlen und Verhalten über längere Zeit bestehen, so wird dies in der ICD-10 als „Posttraumatische Belastungsstörung” bezeichnet.
Wie in meinen bisherigen Beiträgen unter der Rubrik Diagnosen kann ich nicht oft genug betonen, dass ich auch diese Sichtweise für falsch halte: Denn auch hier wird mal wieder eine ganz normale menschliche Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis als Störung bezeichnet. Der Betroffene leidet dadurch nicht nur an den Traumafolgen, sondern zusätzlich darunter, dass er als gestört und somit als „krank” etikettiert wird.
{slider Trauma durch ein traumatisches Einzel-Ereignis (Typ I)}
Ein Trauma entsteht immer dann, wenn ein Mensch eine äußerst bedrohliche Situation in völliger Hilflosigkeit und Schutzlosigkeit für sich selbst oder bei anderen Menschen in einer derart extremen Intensität erlebt, sodass seine psychischen Verarbeitungs- und Bewältigungsmöglichkeiten überfordert sind. Hieraus entsteht eine tiefreichende Erschütterung des eigenen Selbst und der Beziehung zur Umwelt. Solch ein einzelnes extremes Erlebnis nennt man Trauma Typ I.
Die Folge ist meistens, dass die als traumatisch erlebte Situation, deren Akteure, die Handlungsabläufe, die zugehörigen Sinneswahrnehmungen sowie die Gefühle vom Gehirn nur bruchstückhaft und nicht mehr in einem sinnvollen Zusammenhang als Erinnerung und somit in zeitlichem Zusammenhang gespeichert werden können. Daher erleben derart traumatisierte Menschen den Schrecken des Ereignisses so, als sei es jetzt gerade im aktiven Geschehensverlauf. Damals und heute verschmelzen und können nicht getrennt werden. Gerüche, Geräusche, bildhafte Vorstellungen usw. aus dem Erlebten drängen sich mit der gleichen Intensität auf, als würde das Geschehen gerade stattfinden!
Meine schonenden Therapiemöglichkeiten
Aufgabe der Therapie ist es, dass der Klient als erstes erlernt, sich bei dem plötzlichen Auftauchen von Erinnerungs-Bruchstücken (Flash-Backs) zu distanzieren und zu stabilisieren. So fühlt er sich nicht länger den Flash-Backs hilflos ausgeliefert, sondern erlebt sich zunehmend als selbstwirksam und fähig, zunehmend wieder die Kontrolle zu gewinnen.
In der schonenden körperorientierten Traumatherapie arbeite ich niemals mit den Details des traumatischen Erlebnis! Dies gilt auch, wenn ich das EMDR-Verfahren einsetze, denn ich weiche stark von den üblichen EMDR-Abläufen ab. Die Distanzierung und Stabilisierung erfolgt nach den Methoden von Peter Levine (Somatic Experience) und auch Anregungen von Bessel van der Kolk.
{slider Traumatisierung durch eine länger anhaltende Ereignisse / Einflüsse (Typ II)}
Eine Trauma kann aber auch durch eine länger anhaltende Folge von traumatiserenden Ereignissen und Einflüssen (=Trauma Typ II) entstehen. Dies ist besonders häufig bei psychischer Gewalt und auch bei körperlicher Gewalt zu beobachten, die z.B. innerhalb einer Gemeinschaft / Sekte usw. oder in Gefängnissen (besonders bei Isolationshaft, Folter usw.) stattfindet.
So kann z.B. eine bestimmte, ganz natürliche Verhaltensweise oder Reaktion eines Menschen von der traumatisierenden Autorität schwer bestraft werden. Die Motive sind dabei meist, dass die Autorität totale Macht und Kontrolle ausüben möchte oder Lust am Quälen anderer hat oder dass z.B. in Gefängnissen ein Mensch psychisch zerstört werden soll, um z.B. diese Zerstörung als Abschreckung und Drohung im Sinne des Macht-Erhalts eines Systems verwenden zu können.
Die Traumatisierung erfolgt immer durch das Erzeugen einer übermächtigen Angst davor, dass es um den eigenen Untergang oder Tod geht. Die übermächtige Angst kann auch erzeugt werden, indem der massive Eindruck erzeugt wird, dass eine schreckliche, grausame Zukunft bevor steht und die Vernichtung der eigenen Existenz absehbar ist oder zu sein scheint.
Eine Traumatisierung des Typ II kann auch bei Menschen entstehen, die unter massivem Mobbing leiden mussten! Diese Ansicht entspricht nicht der „offiziellen Lehrmeinung” und wird nicht in der ICD-10 gelistet, obwohl Ursache und Auswirkungen ganz offensichtlich sind.
Menschen, die auf diese Weise gequält worden sind, leiden unter eine Vielzahl von unrealistischen Bewertungen sich selbst und anderen Menschen gegenüber, haben oft eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und weisen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten auf. Erschwert wird eine Therapie meist dadurch, dass die Fähigkeit, anderen Menschen vertrauen zu können, zutiefst erschüttert worden ist. Denn grundsätzlich könnte jeder andere Mensch ebenso handeln, wie die Täter während der Zeit der Traumatisierung.
Auch beim Trauma dieser Art können FlashBacks auftreten und schlagartig Erinnerungen geweckt werden, die dann derart realistisch und überwältigend erlitten werden, als müsse die damailge Szene erneut durchlebt werden. Im Gegensatz zum Typ-I-Trauma ist aber der Zusammenhang der Erinnerung meist erhalten. Zwar ist dies eine Erleichterung bei der Therapie. Dem steht aber gegenüber, dass - ähnlich wie bei der Chronifizierung psychischer Probleme - sich destruktive Denk- und Verhaltensweisen und verzerrte Bewertungen der Realität verfestigt haben und korrigiert werden müssen.
Therapiemöglichkeiten
Die Therapie dieser Traumatiserung benötigt meist viel Zeit, denn es müssen alle damals erlernten Denk- und Verhaltensmuster (Schemata) in Bezug zum heutigen Alltags-Erleben gesetzt werden, so weit dieser heutige Lebensalltag beeinträchtigt ist. Die alten Muster müssen verlernt und der Klient erkennt neue, individuell zu ihm passende Möglichkeiten, flexibel den Alltag zu gestalten und mit Situationen flexibel umzugehen, die alte Erinnerungen herauf beschwören. – Für diese therapeutische Arbeit eignet sich die Schematherapie nahezu ideal!
{slider Mehrfach-Traumatiserung / komplexe Traumatisierung}
Diese liegt vor, wenn sowohl eine Traumatiserung von Typ 1 als auch von Typ II entstanden ist. In tiefem Mitgefühl und Berührtheit denke ich hier an Menschen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten, speziell Syrien, Irak, Kurdenrepublik… Die ständig andauernde Angst und Bedrohung des eigenen Lebens und das der geliebten Menschen (Typ II-Trauma) und plötzliche Ereignisse, wie z.B. Augenzeuge zu werden, wie Menschen grausamst zu Tode kommen (Typ I-Trauma). – Wer soll all diesen schwer traumatierten Menschen die erforderliche therapeutische Hilfe zukommen lassen? Auch mit viel Geld ist dies nicht möglich, weil erst einmal genügend Therapeuten hierfür ausgebildet werden müssen.
Eine ganze Generation eines Volkes erleidet sozusagen kollektiv diese Traumatisierung und erhält keine Hilfe zur Bewältigung! Die Trauma-Folgen werden so von Generation zu Generation weiter gegeben. Gerade wir Deutschen sollten uns bewusst sein, dass bestimmte Lebens-Grundhaltungen, die man „den Deutschen” so nachsagt, mit den Traumafolgen aus mindestens zwei entsetzlichen Weltkriegen zusammen hängen und auch heute noch kollektiv prägend sind! (siehe hierzu auch Arbeiten von Luise Reddemann)
{slider Entwicklungstrauma / komplexe Traumatisierung}
Wenn die Grundbedürfnisse eines Kindes über längere Zeit oder in besonders schwerer Weise nicht erfüllt werden, muss das Kind eine erhebliche Anpassungsleistung erbringen, um unter solch einschränkenden Lebensbedingungen überhaupt überleben zu können. Es muss sich anpassen, da es sich seine Eltern nicht aussuchen kann und von der Gunst der Eltern existenziell völlig abhängig ist. Durch diese Abhängigkeit ist es zugleich völlig hilflos und kann außer der Anpassungsleistung nichts tun. Es empfindet sich als nicht selbstwirksam.
Zudem gehen KInder immer davon aus, dass ihre Eltern „das Gute“ für sie repräsentieren und wenn Eltern dann ihren Kindern zu verstehen geben, dass mit ihnen etwa nicht stimmt, dass die Kinder nicht „so richtig sind, wie sie sind“ oder sogar, „dass sie eigentlich gar nicht gewollt waren, man sie aber trotzdem lieb habe“, dann entsteht in diesen Kindern ein extremer innerer Konflikt. Das Kind spaltet sich auf in einen Teil, der „gut“ ist und einen schlechten oder bösen Teil, der am besten gar nicht da sein sollte. Zudem beginnt es sich, für seinen „schlechten, mangelhaften“ Anteil zu schämen.
Es ist ein zutiefst leidvoller Zustand. Um diesen nicht spüren zu müssen oder diesen zumindest abzumildern und so erträglicher zu machen, entwickelt das Kind Überlebensstrategien. Und immer, wenn ein Mensch aufgrund von Erfahrungen etwas erlernt, das ihm das Überleben sichert oder sonst von grundlegender Bedeutung ist, dann wird dies in einem besonderen Teil des Gehirn gespeichert. Die Strategien automatisieren sich und bleiben meist auch im Erwachsenen-Alter noch wirksam.
KIndliche Bewältigungs- und Überlebensstrategien entstanden, weil das KInd hierin eine Möglichkeit sah, sich selbst zu helfen und zu schützen. Werden aber diese Strategien auch im Erwachsenenalter beibehalten, so bewirken sie erfahrungsgemäß genau das Gegenteil dessen, wovor sie in der KIndheit schützen sollten!
Während die Schematherapie mit den Erinnerungen an belastende Details aus der Kindheit arbeiten, beruhen meine Angebote auf der NARM-Methode, die Laurence Heller entwickelt hat. Die NARM-Methode ermöglicht die schonende aber dennoch ursächliche Aufarbeitung der Traumafolgen, ohne in belastende Details des damals Erlittenen eintauchen und erinnern zu müssen. Lediglich der Bezug zwischen dem Damaligen und den heutigen Folgen muss erkennbar werden. Bei diesem Therapieverlauf wird besonders stark auf Grundlage einer achtsamen Haltung (Achtsamkeit) und unter besonderer Beachtung von Körperwahrnehmungen gearbeitet.
Meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich mit der NARM-Methode die Therapiezeiten gegenüber der Schematherapie um ca. 50% verkürzen, obwohl erheblich tiefer und gründlicher gearbeitet würde! Noch stärker den Körper in die Therapie integrierend ist die Somatisch-Emotionale Integration (SEI) von Dami Charf. Seit Anfang 2022 nehme ich an der Fortbildung in SEI teil und lasse sie in meine tägliche Praxis einfließen.
Es ist völlig absurd und ein Skandal unseres Gesundheitswesen, dass diese Art von Trauma, das Entwicklungstrauma bis heute nicht in der ICD-10 aufgneommen worden ist. Und das, obwohl wahrscheinlich weit über 50% aller Kinder eine derart ungünstige Kindheit erlitten haben, dass sie auch als Erwachsene noch mit Traumafolge-Problemen gehandicapt sind!
Die weiter oben beschriebene komplexe Traumatisierung lässt sich oft nicht vom Entwicklungstrauma abgrenzen, besonders, wenn ich an Kinder und Jugendliche denke, die in Kriegsgebieten entsetzliche Dinge erleben und erleiden müssen.
{slider Therapiemöglichkeiten}
Um die Folgen einer solchen Traumatisierung therapeutisch bearbeiten und mildern und oft auch ganz aufarbeiten zu können, wurde auf Grundlage der von Peter Levine entwickelten SomaticExperience von Laurence Heller die Therapie nach dem Neuroaffektiven Beziehungsmodell (NARM) entwickelt. Im Unterschied zu den anderen Trauma-Ursachen steht hier die Beschädigung der Bindung und der Beziehungsfähigkeit im Vordergrund. Auf Grundlage einer soliden Bindung entsteht das Urvertrauen eines Menschen und damit ein Baustein seiner Existenzgrundlage!
Wenn aber die Grundlage der Existenz bereits geschädigt wurde, so bedarf dies einer sehr tief gehenden, hochsensiblen und einfühlsamen Therapie, die auch leider viel Zeit in Anspruch nimmt. Zum heutigen Stand (2019) habe ich bereits mit mehreren Klienten Entwicklungstrauma-Folgen erfolgreich bearbeiten können. Um noch sensibler und intensiver in diesem Bereich arbeiten zu können, nehme ich ab Februar 2019 an einer 2-jährigen Ausbildung bei Laurence Heller teil. Während dieser Ausbildung bleibt meine Praxis aber weiterhin geöffnet, von wenigen Wochen im Jahr abgesehen.
{slider Therapie-Problem: Therapieplatz und Finanzierung!}
Die Therapie ist nicht nur für den Klienten, sondern auch für den Therapeuten anspruchsvoll. Ich weiß aus eigener Erfahrung und auch aus Berichten meiner Klienten, dass zahlreiche Psychotherapeuten solche Therapien nicht übernehmen wollen. Aufgrund eigener Recherche und Nachfrage bei zwei mir vertrauten Psychotherapeuten ist mir bekannt, dass es im ganzen Kreis Rottweil nur eine einzige Psychotherapeutin mit Kassenzulassung gibt, die Klienten mit derartigen Problemen therapiert. Die Warteliste umfasst dauerhaft 2 Jahre und wird deshalb inzwischen nicht mehr geführt.
Wenn Menschen durch solch schreckliche Erlebnisse gehandicapt im Leben stehen und sich z.B. keine ihren Potenzialen gemäße Ausbildung und Beruf erschließen konnten, bestehen meist nur geringe finanzielle Spielräume. Mich macht es traurig und es berührt mich zutiefst, dass eine Therapie in meiner Praxis dann auch bei drastisch reduzierter Vergütung nicht möglich ist. In Zeiten einer besseren Auslastung meiner Praxis bin ich bereit, ein oder zwei Klienten „querfinanziert” zu therapieren. Aber das hat nicht die nötige Langzeit-Stabilität und ist daher kaum durchführbar.
Chance für Betroffene von familiärer Sexueller Gewalt in Kindheit / Jugend!
Eine Möglichkeit für Klienten, deren Probleme auf sexueller Gewalt in Kindheit oder Jugend beruhen und die sich innerhalb der Familie ereignet hat, besteht über den „Fonds Sexueller Missbrauch”. Dort können sie Mittel beantragen, die auch für eine Therapie in meiner Praxis einsetzbar sind. Derzeit können Anträge gestellt werden.
Leider beträgt die Bearbeitungszeit über 1 Jahr ab Antragstellung. So lange können die Menschen nicht warten! Deshalb bin ich bereit, die Therapie vorzufinanzieren, sofern wir gemeinsam vor Therapiebeginn den Antrag beim Fonds stellen und ich bei dessen Auszahlung das vorfinanzierte Honorar erhalte! Bis zur Auszahlung des Fonds arbeite ich dann zu einer extrem reduzierten Vergütung.
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Das könnte Ihr nächster Schritt sein:
Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch mit mir in meiner Praxis: Tel.: 06207 – 8200 118 — Falls Sie den Anrufbeantworter erwischen, bitte ich Sie, eine Nachricht mit Ihrer Rufnummer zurück zu lassen und einen Terminwunsch anzugeben, wann ich Sie am besten telefonisch erreichen kann. Ich rufe schnellstmöglich zurück!
Psychotherapie-Themen
Traumatherapie bei Schocktrauma
die Sehnsucht, sich von belastenden Erinnerungen zu befreien
Die „Schatten der Vergangenheit”, darunter verstehe ich lebensgeschichtliche Erfahrungen und Erlebnisse, die so belastend oder schmerzend waren, dass sie auch heute noch ein freies unbeschwertes Leben unmöglich machen.
Dabei unterscheide ich ein Schocktrauma, das in einem einmaligen Ereignis und zeitlich klar begrenzt erlebt worden ist von einem Bindungs- und Entwicklungstrauma. Letzteres entsteht sehr früh im Leben – auch vorgeburtlich und wirkt sich um so schwerwiegender aus, je jünger und verletzlicher der kleine Mensch war und je länger die Dauer der Belastung angedauert hat. Das Bindungs- / Entwicklungstrauma entsteht immer innerhalb der Beziehung zu existenziell wichtigen Menschen, z.B. den Eltern. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag zum Bindungs- / Entwicklungstrauma
Ein Schocktrauma kann sowohl durch Handlungen anderer Menschen als auch durch Unfälle, Naturereignisse und Ähnliches entstehen. Die Folgen eines Schocktraumas sind meist besonders stark, wenn der Betroffene (meist ohne sich dessen bewusst zu sein) bereits ein Bindungs- / Entwicklungstrauma erlitten hat.
Auch die Auswirkungen beider Trauma-Arten unterscheiden sich stark: Beim Schocktrauma scheint man in einer Zeitschleife stecken geblieben zu sein und erlebt das schockierende Ereignis immer wieder so, als ob es sich gerade erst ereignet.
Beim Bindungs- / Entwicklungstrauma erfindet das Kind in seiner Not einfache Strategien, mit denen es besser durchhalten kann. Diese behält der Mensch oft auch im Erwachsenenalter bei, sodass hieraus weitere Probleme entstehen, die sich besonders in der Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen zeigen.
Details zum Schocktrauma
Details zum Schocktrauma
Ein Schocktrauma kann entstehen, wenn ein einmaliges und zeitlich begrenztes Ereignis erlebt wird, das aber von seiner existenziellen und emotionalen Kraft als überwältigend und überfordernd empfunden wird, sodass man sich ohnmächtig und hilflos ausgeliefert fühlt. Solche Ereignisse können Unfälle, Naturkatastrophen und Schicksalsschläge, ärztliche Eingriffe / Operationen aber auch Gewalttaten wie Überfälle, schwere Verletzungen und Kriegshandlungen sein.
In der Diagnostik werden die Folgen eines Schocktraumas als PTBS = posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet.
Während des traumatischen Erlebnisses befindet sich das Nervensystem in einem extremen Spannungszustand: Alle Kräfte sind mobilisiert, um die drohende Gefahr abzuwehren oder um fliehen zu können. Beides ist aber aufgrund der Situation oder aufgrund eigener Schwäche nicht möglich. Und so kann es geschehen, dass diese enorme Energie sozusagen im Nervensystem stecken bleibt und nicht ganz natürlich abfließen kann. Daher bleibt der Alarmzustand weiterhin bestehen, auch wenn die Bedrohung oder die Gefahr schon längst vorbei ist.
Das überwältigend empfundene Erlebnis ist – gekoppelt mit den angsterfüllten Emotionen – in dem Gehirnteil gespeichert, das für das Erkennen und Reagieren in Lebensgefahr zuständig ist, der Amygdala und angrenzender Hirngebiete.
Das ist ein Notfallsystem, das uns das Überleben sichern soll. Deshalb reagiert es in ca. 25 tausendstel Sekunden. Damit es das leisten kann, darf es nicht zu groß und zu kompliziert arbeiten. Es wertet Körperempfindungen aus, die Gefahr signalisieren und es speichert gefährliche, lebensbedrohende Erfahrungen – allerdings ohne deren zeitliche und räumliche Einordnung.
Im Gegensatz zum Notfallsystem besitzen wir noch das hochkomplizierte und präzise arbeitende und speichernde „Denk-Hirn”, den Neokortex. Der kann Reize in ca. 1 Sekunde in Reaktionen umsetzen und taugt daher nicht für ein schnell reagierendes Notfallsystem. Damit dieses langsame Gehirn nicht das schnelle Notfallsystem behindern kann, besteht zwischen beiden keine Verbindung! Man kann also nicht durch Nachdenken analysieren, was im Notfallsystem gespeichert ist und evtl. verändert werden sollte.
Und deshalb empfinden Menschen die Folgen eines Schocktraumas so, als ob sie in einer Zeitschleife stecken würden: Sobald Geräusche, Gerüche, Farben, Bilder oder Emotionen das Notfallgehirn reizen, erlebt der Mensch das traumatische Geschehen intensiv und überwältigend von Neuem, so als geschehe es jetzt.
Wenn zwei Menschen das gleiche schreckliche Ereignis erleben, kann es durchaus sein, dass einer ein Trauma erleidet, der andere nicht. Die Ursache liegt in der individuellen Fähigkeit, auch mit Extrem-Situationen noch umgehen zu können und sich handlungsfähig zu fühlen statt ohnmächtig ausgeliefert. Diese Fähigkeit beruht auf einer besseren Stress-Widerstandskraft.
Besonders Menschen, die schon durch ein (oft unbewusst vorhandenes) Bindungs- / Entwicklungstrauma eine verringerte Stress-Widerstandskraft haben, erleiden umso leichter ein Schocktrauma.
Aus meiner Sicht sind heutzutage folgende Therapiemethoden theoretisch durch Hirnforschung und praktisch durch die Erfahrungen vieler erfolgreicher Therapien belegt:
Körperorientierte Traumatherapie in Form des „Somatic Experiencing”, das von Peter Levin entwickelt wurde. Grundlegend ist hier die Vorstellung, dass die Schock-Energie aus dem traumatischen Erlebnis noch im Nervensystem gebunden ist und nicht abfließen kann. Mit der Körper-Wahrnehmung, dem Spürbewusstsein, pendelt der Klient zwischen dem Hier & Jetzt und den traumatischen Erinnerungen hin und her.
Mischformen aus Somatic Experiencing und körperintegrativen Traumatherapie, die eigentlich auf Bindungs- / Entwicklungstrauma abzielt. Diese Therapie wird besonders dann angewendet, wenn der Inhalt und das Erleben des Schocktraumas eine Verbindnung hat zu denjenigen Erlebnissen, die zu einem gleichzeitig bestehenden Bindungs- / Entwicklungstrauma geführt haben.
EMDR = Eye Movement Desensitation and Reprocessing. Hier wird eine duale Gehirnstimulation durch gesteuerte Augenbewegungen oder durch Klopfen erzeugt, während der das traumatische Erlebnis erinnert wird, aber zugleich der Kontakt zum Hier & Jetzt aufrecht erhalten bleibt.
Medikamentöse Therapie durch psychothrope Stoffe, die eine Entspannung des Nervensystems, speziell des „Notfallgehirns” bewirkt wird. (Darf aktuell nur in Krankenhäusern angewendet werden.)
Mein Therapie-Angebot bei Schocktrauma
Mein Therapie-Angebot bei Schocktrauma
Natürlich kann in der Therapie das schockierende Erlebnis nicht ungeschehen gemacht werden. Aber die Folgen eines Schocktraumas, das „Steckenbleiben in einer Zeitschleife” oder die panische Vermeidung von Situationen, die der traumatischen Situation ähneln, das lässt sich durch Therapie bearbeiten.
Im vorigen Abschnitt habe ich einige Methoden sehr kurz vorgestellt. Je nach der persönlichen speziellen Ausprägung des Schocktraumas wende ich Methoden aus dem SE (Somatic Experiencing) nach Peter Levine an oder mische dessen Methoden mit solchen aus der Bearbeitung von Bindungs- / Entwicklungstrauma.
Ergänzend kann ich auch EMDR anwenden, wobei ich dies aber eher zur Verstärkung persönlicher Ressourcen des Klienten nutze und selten für die eigentliche Traumatherapie.
Wie bei allen meinen Therapie-Angeboten beruht meine Arbeit immer auf der Haltung der Achtsamkeit. Dies habe ich in diesem Beitrag über Achtsamkeit beschrieben (mit Video-Interview).
Das könnte Ihr nächster Schritt sein:
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