Ein (psychisches) Trauma kann durch einen Unfall, eine (Natur-) Katastrophe oder durch Gewalt durch andere Menschen entstehen. Das Wort Missbrauch (eines Menschen) hasse ich, weil es von der Wortbedeutung her falsch ist und den Eindruck erweckt, als gebe es auch einen Gebrauch (eines Menschen). Diese Verfälschung ist gefährlich, weil tatsächlich immer Gewalt ausgeübt wird und keinesfalls ein „Missbrauch”! Gebrauch oder Missbrauch ist nur bei Gegenständen / Materie möglich. – Gewalt kann psychisch, körperlich oder sexuell betont sein und kann ein Trauma bewirken.
In diesem Beitrag gehe ich auf psychische Traumatisierungen durch Unfälle oder Naturkatastrophen usw. nicht ein, sondern betrachte nur Traumatisierung durch die Gewaltanwendung durch andere Menschen.
Ich schreibe diesen Beitrag auf der Grundlage eigener Erfahrungen von psychischer und körperlicher Gewalt im Kindes- und Jugendlichenalter und auf Grundlage meines erworbenen therapeutischen Fachwissens.
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Was ist ein Trauma bzw. eine Traumatisierung?
Wie weiter unten erklärt, gibt es drei verschiedene Arten von Trauma! Ein Trauma ist ein massiv verletzendes Erlebnis, das derart bedrohlich empfunden wird, dass die entstehenden Gefühle und Sinneswahrnehmungen nicht mehr verarbeitet werden können, die Selbstregulation des Betroffenen versagt und eine totale Hilflosigkeit erlitten wird. Es entstehen einige Zeit nach dem Erlebnis sogenannte Traumafolge-Störungen. Bleiben die Folge-Erscheinungen als erlebtes Leid und Auffälligkeiten im Denken, Fühlen und Verhalten über längere Zeit bestehen, so wird dies in der ICD-10 als „Posttraumatische Belastungsstörung” bezeichnet.
Wie in meinen bisherigen Beiträgen unter der Rubrik Diagnosen kann ich nicht oft genug betonen, dass ich auch diese Sichtweise für falsch halte: Denn auch hier wird mal wieder eine ganz normale menschliche Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis als Störung bezeichnet. Der Betroffene leidet dadurch nicht nur an den Traumafolgen, sondern zusätzlich darunter, dass er als gestört und somit als „krank” etikettiert wird.
Trauma durch ein traumatisches Einzel-Ereignis (Typ I)
Ein Trauma entsteht immer dann, wenn ein Mensch eine äußerst bedrohliche Situation in völliger Hilflosigkeit und Schutzlosigkeit für sich selbst oder bei anderen Menschen in einer derart extremen Intensität erlebt, sodass seine psychischen Verarbeitungs- und Bewältigungsmöglichkeiten überfordert sind. Hieraus entsteht eine tiefreichende Erschütterung des eigenen Selbst und der Beziehung zur Umwelt. Solch ein einzelnes extremes Erlebnis nennt man Trauma Typ I.
Die Folge ist meistens, dass die als traumatisch erlebte Situation, deren Akteure, die Handlungsabläufe, die zugehörigen Sinneswahrnehmungen sowie die Gefühle vom Gehirn nur bruchstückhaft und nicht mehr in einem sinnvollen Zusammenhang als Erinnerung und somit in zeitlichem Zusammenhang gespeichert werden können. Daher erleben derart traumatisierte Menschen den Schrecken des Ereignisses so, als sei es jetzt gerade im aktiven Geschehensverlauf. Damals und heute verschmelzen und können nicht getrennt werden. Gerüche, Geräusche, bildhafte Vorstellungen usw. aus dem Erlebten drängen sich mit der gleichen Intensität auf, als würde das Geschehen gerade stattfinden!
Meine schonenden Therapiemöglichkeiten
Aufgabe der Therapie ist es, dass der Klient als erstes erlernt, sich bei dem plötzlichen Auftauchen von Erinnerungs-Bruchstücken (Flash-Backs) zu distanzieren und zu stabilisieren. So fühlt er sich nicht länger den Flash-Backs hilflos ausgeliefert, sondern erlebt sich zunehmend als selbstwirksam und fähig, zunehmend wieder die Kontrolle zu gewinnen.
In der schonenden körperorientierten Traumatherapie arbeite ich niemals mit den Details des traumatischen Erlebnis! Dies gilt auch, wenn ich das EMDR-Verfahren einsetze, denn ich weiche stark von den üblichen EMDR-Abläufen ab. Die Distanzierung und Stabilisierung erfolgt nach den Methoden von Peter Levine (Somatic Experience) und auch Anregungen von Bessel van der Kolk.
Traumatisierung durch eine länger anhaltende Ereignisse / Einflüsse (Typ II)
Eine Trauma kann aber auch durch eine länger anhaltende Folge von traumatiserenden Ereignissen und Einflüssen (=Trauma Typ II) entstehen. Dies ist besonders häufig bei psychischer Gewalt und auch bei körperlicher Gewalt zu beobachten, die z.B. innerhalb einer Gemeinschaft / Sekte usw. oder in Gefängnissen (besonders bei Isolationshaft, Folter usw.) stattfindet.
So kann z.B. eine bestimmte, ganz natürliche Verhaltensweise oder Reaktion eines Menschen von der traumatisierenden Autorität schwer bestraft werden. Die Motive sind dabei meist, dass die Autorität totale Macht und Kontrolle ausüben möchte oder Lust am Quälen anderer hat oder dass z.B. in Gefängnissen ein Mensch psychisch zerstört werden soll, um z.B. diese Zerstörung als Abschreckung und Drohung im Sinne des Macht-Erhalts eines Systems verwenden zu können.
Die Traumatisierung erfolgt immer durch das Erzeugen einer übermächtigen Angst davor, dass es um den eigenen Untergang oder Tod geht. Die übermächtige Angst kann auch erzeugt werden, indem der massive Eindruck erzeugt wird, dass eine schreckliche, grausame Zukunft bevor steht und die Vernichtung der eigenen Existenz absehbar ist oder zu sein scheint.
Eine Traumatisierung des Typ II kann auch bei Menschen entstehen, die unter massivem Mobbing leiden mussten! Diese Ansicht entspricht nicht der „offiziellen Lehrmeinung” und wird nicht in der ICD-10 gelistet, obwohl Ursache und Auswirkungen ganz offensichtlich sind.
Menschen, die auf diese Weise gequält worden sind, leiden unter eine Vielzahl von unrealistischen Bewertungen sich selbst und anderen Menschen gegenüber, haben oft eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und weisen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten auf. Erschwert wird eine Therapie meist dadurch, dass die Fähigkeit, anderen Menschen vertrauen zu können, zutiefst erschüttert worden ist. Denn grundsätzlich könnte jeder andere Mensch ebenso handeln, wie die Täter während der Zeit der Traumatisierung.
Auch beim Trauma dieser Art können FlashBacks auftreten und schlagartig Erinnerungen geweckt werden, die dann derart realistisch und überwältigend erlitten werden, als müsse die damailge Szene erneut durchlebt werden. Im Gegensatz zum Typ-I-Trauma ist aber der Zusammenhang der Erinnerung meist erhalten. Zwar ist dies eine Erleichterung bei der Therapie. Dem steht aber gegenüber, dass - ähnlich wie bei der Chronifizierung psychischer Probleme - sich destruktive Denk- und Verhaltensweisen und verzerrte Bewertungen der Realität verfestigt haben und korrigiert werden müssen.
Therapiemöglichkeiten
Die Therapie dieser Traumatiserung benötigt meist viel Zeit, denn es müssen alle damals erlernten Denk- und Verhaltensmuster (Schemata) in Bezug zum heutigen Alltags-Erleben gesetzt werden, so weit dieser heutige Lebensalltag beeinträchtigt ist. Die alten Muster müssen verlernt und der Klient erkennt neue, individuell zu ihm passende Möglichkeiten, flexibel den Alltag zu gestalten und mit Situationen flexibel umzugehen, die alte Erinnerungen herauf beschwören. – Für diese therapeutische Arbeit eignet sich die Schematherapie nahezu ideal!
Mehrfach-Traumatiserung / komplexe Traumatisierung
Diese liegt vor, wenn sowohl eine Traumatiserung von Typ 1 als auch von Typ II entstanden ist. In tiefem Mitgefühl und Berührtheit denke ich hier an Menschen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten, speziell Syrien, Irak, Kurdenrepublik… Die ständig andauernde Angst und Bedrohung des eigenen Lebens und das der geliebten Menschen (Typ II-Trauma) und plötzliche Ereignisse, wie z.B. Augenzeuge zu werden, wie Menschen grausamst zu Tode kommen (Typ I-Trauma). – Wer soll all diesen schwer traumatierten Menschen die erforderliche therapeutische Hilfe zukommen lassen? Auch mit viel Geld ist dies nicht möglich, weil erst einmal genügend Therapeuten hierfür ausgebildet werden müssen.
Eine ganze Generation eines Volkes erleidet sozusagen kollektiv diese Traumatisierung und erhält keine Hilfe zur Bewältigung! Die Trauma-Folgen werden so von Generation zu Generation weiter gegeben. Gerade wir Deutschen sollten uns bewusst sein, dass bestimmte Lebens-Grundhaltungen, die man „den Deutschen” so nachsagt, mit den Traumafolgen aus mindestens zwei entsetzlichen Weltkriegen zusammen hängen und auch heute noch kollektiv prägend sind! (siehe hierzu auch Arbeiten von Luise Reddemann)
Entwicklungstrauma / komplexe Traumatisierung
Wenn die Grundbedürfnisse eines Kindes über längere Zeit oder in besonders schwerer Weise nicht erfüllt werden, muss das Kind eine erhebliche Anpassungsleistung erbringen, um unter solch einschränkenden Lebensbedingungen überhaupt überleben zu können. Es muss sich anpassen, da es sich seine Eltern nicht aussuchen kann und von der Gunst der Eltern existenziell völlig abhängig ist. Durch diese Abhängigkeit ist es zugleich völlig hilflos und kann außer der Anpassungsleistung nichts tun. Es empfindet sich als nicht selbstwirksam.
Zudem gehen KInder immer davon aus, dass ihre Eltern „das Gute“ für sie repräsentieren und wenn Eltern dann ihren Kindern zu verstehen geben, dass mit ihnen etwa nicht stimmt, dass die Kinder nicht „so richtig sind, wie sie sind“ oder sogar, „dass sie eigentlich gar nicht gewollt waren, man sie aber trotzdem lieb habe“, dann entsteht in diesen Kindern ein extremer innerer Konflikt. Das Kind spaltet sich auf in einen Teil, der „gut“ ist und einen schlechten oder bösen Teil, der am besten gar nicht da sein sollte. Zudem beginnt es sich, für seinen „schlechten, mangelhaften“ Anteil zu schämen.
Es ist ein zutiefst leidvoller Zustand. Um diesen nicht spüren zu müssen oder diesen zumindest abzumildern und so erträglicher zu machen, entwickelt das Kind Überlebensstrategien. Und immer, wenn ein Mensch aufgrund von Erfahrungen etwas erlernt, das ihm das Überleben sichert oder sonst von grundlegender Bedeutung ist, dann wird dies in einem besonderen Teil des Gehirn gespeichert. Die Strategien automatisieren sich und bleiben meist auch im Erwachsenen-Alter noch wirksam.
KIndliche Bewältigungs- und Überlebensstrategien entstanden, weil das KInd hierin eine Möglichkeit sah, sich selbst zu helfen und zu schützen. Werden aber diese Strategien auch im Erwachsenenalter beibehalten, so bewirken sie erfahrungsgemäß genau das Gegenteil dessen, wovor sie in der KIndheit schützen sollten!
Während die Schematherapie mit den Erinnerungen an belastende Details aus der Kindheit arbeiten, beruhen meine Angebote auf der NARM-Methode, die Laurence Heller entwickelt hat. Die NARM-Methode ermöglicht die schonende aber dennoch ursächliche Aufarbeitung der Traumafolgen, ohne in belastende Details des damals Erlittenen eintauchen und erinnern zu müssen. Lediglich der Bezug zwischen dem Damaligen und den heutigen Folgen muss erkennbar werden. Bei diesem Therapieverlauf wird besonders stark auf Grundlage einer achtsamen Haltung (Achtsamkeit) und unter besonderer Beachtung von Körperwahrnehmungen gearbeitet.
Meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich mit der NARM-Methode die Therapiezeiten gegenüber der Schematherapie um ca. 50% verkürzen, obwohl erheblich tiefer und gründlicher gearbeitet würde! Noch stärker den Körper in die Therapie integrierend ist die Somatisch-Emotionale Integration (SEI) von Dami Charf. Seit Anfang 2022 nehme ich an der Fortbildung in SEI teil und lasse sie in meine tägliche Praxis einfließen.
Es ist völlig absurd und ein Skandal unseres Gesundheitswesen, dass diese Art von Trauma, das Entwicklungstrauma bis heute nicht in der ICD-10 aufgneommen worden ist. Und das, obwohl wahrscheinlich weit über 50% aller Kinder eine derart ungünstige Kindheit erlitten haben, dass sie auch als Erwachsene noch mit Traumafolge-Problemen gehandicapt sind!
Die weiter oben beschriebene komplexe Traumatisierung lässt sich oft nicht vom Entwicklungstrauma abgrenzen, besonders, wenn ich an Kinder und Jugendliche denke, die in Kriegsgebieten entsetzliche Dinge erleben und erleiden müssen.
Therapiemöglichkeiten
Um die Folgen einer solchen Traumatisierung therapeutisch bearbeiten und mildern und oft auch ganz aufarbeiten zu können, wurde auf Grundlage der von Peter Levine entwickelten SomaticExperience von Laurence Heller die Therapie nach dem Neuroaffektiven Beziehungsmodell (NARM) entwickelt. Im Unterschied zu den anderen Trauma-Ursachen steht hier die Beschädigung der Bindung und der Beziehungsfähigkeit im Vordergrund. Auf Grundlage einer soliden Bindung entsteht das Urvertrauen eines Menschen und damit ein Baustein seiner Existenzgrundlage!
Wenn aber die Grundlage der Existenz bereits geschädigt wurde, so bedarf dies einer sehr tief gehenden, hochsensiblen und einfühlsamen Therapie, die auch leider viel Zeit in Anspruch nimmt. Zum heutigen Stand (2019) habe ich bereits mit mehreren Klienten Entwicklungstrauma-Folgen erfolgreich bearbeiten können. Um noch sensibler und intensiver in diesem Bereich arbeiten zu können, nehme ich ab Februar 2019 an einer 2-jährigen Ausbildung bei Laurence Heller teil. Während dieser Ausbildung bleibt meine Praxis aber weiterhin geöffnet, von wenigen Wochen im Jahr abgesehen.
Therapie-Problem: Therapieplatz und Finanzierung!
Die Therapie ist nicht nur für den Klienten, sondern auch für den Therapeuten anspruchsvoll. Ich weiß aus eigener Erfahrung und auch aus Berichten meiner Klienten, dass zahlreiche Psychotherapeuten solche Therapien nicht übernehmen wollen. Aufgrund eigener Recherche und Nachfrage bei zwei mir vertrauten Psychotherapeuten ist mir bekannt, dass es im ganzen Kreis Rottweil nur eine einzige Psychotherapeutin mit Kassenzulassung gibt, die Klienten mit derartigen Problemen therapiert. Die Warteliste umfasst dauerhaft 2 Jahre und wird deshalb inzwischen nicht mehr geführt.
Wenn Menschen durch solch schreckliche Erlebnisse gehandicapt im Leben stehen und sich z.B. keine ihren Potenzialen gemäße Ausbildung und Beruf erschließen konnten, bestehen meist nur geringe finanzielle Spielräume. Mich macht es traurig und es berührt mich zutiefst, dass eine Therapie in meiner Praxis dann auch bei drastisch reduzierter Vergütung nicht möglich ist. In Zeiten einer besseren Auslastung meiner Praxis bin ich bereit, ein oder zwei Klienten „querfinanziert” zu therapieren. Aber das hat nicht die nötige Langzeit-Stabilität und ist daher kaum durchführbar.
Chance für Betroffene von familiärer Sexueller Gewalt in Kindheit / Jugend!
Eine Möglichkeit für Klienten, deren Probleme auf sexueller Gewalt in Kindheit oder Jugend beruhen und die sich innerhalb der Familie ereignet hat, besteht über den „Fonds Sexueller Missbrauch”. Dort können sie Mittel beantragen, die auch für eine Therapie in meiner Praxis einsetzbar sind. Derzeit können Anträge gestellt werden.
Leider beträgt die Bearbeitungszeit über 1 Jahr ab Antragstellung. So lange können die Menschen nicht warten! Deshalb bin ich bereit, die Therapie vorzufinanzieren, sofern wir gemeinsam vor Therapiebeginn den Antrag beim Fonds stellen und ich bei dessen Auszahlung das vorfinanzierte Honorar erhalte! Bis zur Auszahlung des Fonds arbeite ich dann zu einer extrem reduzierten Vergütung.
Das könnte Ihr nächster Schritt sein:
Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch mit mir in meiner Praxis: Tel.: 06207 – 8200 118 — Falls Sie den Anrufbeantworter erwischen, bitte ich Sie, eine Nachricht mit Ihrer Rufnummer zurück zu lassen und einen Terminwunsch anzugeben, wann ich Sie am besten telefonisch erreichen kann. Ich rufe schnellstmöglich zurück!